Verhandlungsführer und stellvertretender Vorsitzender des Arbeitgeberverbands Südwestmetall Dr. Harald Marquardt: „Wenn wir uns verlässlich auf eine lange Laufzeit verständigen, ist auch eine Tabellenerhöhung möglich“

Die Arbeitgeber der baden-württembergischen Metall- und Elektroindustrie (M+E) haben in der dritten Verhandlung der Tarifrunde 2022 einen Lösungsvorschlag vorgelegt. Es sieht die vollständige Ausschöpfung der vom Gesetzgeber geschaffenen Möglichkeit einer steuer- und abgabenfreien Inflationsausgleichsprämie in Höhe von 3.000 Euro vor. Der Vorschlag gilt für eine Laufzeit des Tarifvertrags von 30 Monaten.„Dies ist ein fairer Lösungsvorschlag, der zu einer gerechten Verteilung der Belastungen beiträgt, die Beschäftigte und Betriebe durch die aktuelle Teuerung erfahren“, sagte der Verhandlungsführer der Arbeitgeber und stellvertretende Vorsitzende von Südwestmetall, Dr. Harald Marquardt, bei der Verhandlung in Böblingen: „Zusätzlich halten wir eine Tabellenerhöhung in dieser Laufzeit für möglich. Ein näher beziffertes Angebot können wir aber erst unterbreiten, wenn wir von der IG Metall eine verlässliche Zusage zu einer entsprechend langen Laufzeit haben.“ Da derzeit die wirtschaftliche Situation von Betrieb zu Betrieb extrem unterschiedlich ist, sei der Vorschlag der Arbeitgeber daran gebunden, dass eine dauerhafte, automatische Differenzierung vereinbart werde, sagte Marquardt: „Wir müssen uns zudem auf einen Prozess verständigen, wie wir auf eine mögliche Energienotlage während der Laufzeit des Tarifvertrags reagieren.“3.000 Euro steuer- und abgabenfrei bedeuten für die Beschäftigten in den unteren Entgeltgruppen ein Lohnplus, das mehr als zehn Prozent eines Jahresverdiensts entspricht. In der Entgeltgruppe 7 (Facharbeiter) entspricht das Nettoplus immer noch mehr als acht Prozent eines Jahresverdiensts. „Die IG Metall spricht selbst davon, dass die Lasten angesichts der enormen Herausforderungen für Betriebe und Beschäftigte fair verteilt werden müssten. Ihre Forderung nach acht Prozent mehr für zwölf Monate zielt jedoch darauf ab, die Belastungen für die Beschäftigten vollständig zu kompensieren – zu Lasten der Betriebe, die genauso unter stark gestiegenen Kosten leiden“, kritisierte Südwestmetall-Verhandlungsführer Marquardt: „Dabei lässt man auch noch unter den Tisch fallen, dass die verschiedenen Maßnahmen der Politik typische Durchschnittsverdiener unserer Industrie um vier bis sieben Prozent entlasten – und damit einen guten Teil der aktuellen Verbraucherinflation kompensieren.“Den Fokus des Arbeitgebervorschlags auf die steuer- und abgabenfreie Inflationsausgleichsprämie begründete Marquardt damit, dass dies ganz dem Grundgedanken der Bundesregierung und insbesondere des Bundeskanzlers entspräche: „Der Bundeskanzler will damit ganz bewusst eine Lohn- und Preisspirale verhindern. Wir sind dazu bereit, diese Prämie im Rahmen der betrieblichen Möglichkeiten zu verwenden. Eine zusätzliche Tabellenerhöhung innerhalb des Verwendungszeitraums der Prämie, also bis Ende 2024, entspricht grundsätzlich nicht der Grundintention dieses Instruments.“Der Südwestmetall-Verhandlungsführer betonte, dass die Unternehmer die Sorgen ihrer Beschäftigten sehr ernst nähmen: „Wir rutschen aber aktuell in eine Rezession, haben also kein Wachstum, das es zu verteilen gibt. Deshalb müssen wir auch die Belastungsgrenzen unserer Betriebe fest im Blick behalten. Unser Vorschlag ist daher ein kluger Kompromiss, der unsere Beschäftigten entlastet, aber auch unsere Firmen nicht überfordert.“ Es gelte nun, gemeinsam eine schwierige Zeit durchzustehen. Grundsätzlich sei die deutsche M+E-Industrie immer noch gut aufgestellt, so Marquardt: „Ich bin daher sehr zuversichtlich, dass wir mit dieser Lösung unsere Wettbewerbsfähigkeit in der Transformation erhalten können.“