Nordmetall-Verhandlungsführerin Lena Ströbele: „Bei Flaute kann man nicht hart am Wind segeln“

NORDMETALL-Verhandlungsführerin Lena Ströbele hat sich nach der ersten Runde der Tarifverhandlungen mit der IG Metall Küste heute in Bremen nachdenklich gezeigt: „Wir haben in einem offenen und konstruktiven Austausch die kritische Lage diskutiert. Unsere Botschaft an die Gewerkschaft war: Bei Flaute kann man nicht hart am Wind segeln. Die IG Metall hat das zur Kenntnis genommen“, sagte die Personaldirektorin der Unternehmensgruppe Lürssen heute Mittag nach den rund zweistündigen Gesprächen der Verhandlungskommissionen.

„Nach der Rezession von 2019 haben Pandemie und Ukraine-Krieg die Lage vieler M+E-Unternehmen im Norden weiter drastisch verschlechtert: Explodierende Energie- und Rohstoffpreise, Lieferengpässe und Materialknappheit, Fachkräfte- und Azubimangel belasten große Teile der Industrie. Und die Situation verschlechtert sich täglich, die Perspektiven für die beiden kommenden Winter sind düster“, so Ströbele weiter. Nun sei es wichtig, dass sich die IG Metall gemeinsam mit den Arbeitgebern auf die schwierige neue Lage einstelle. „Mit dem Denken von gestern, das vor allem Umverteilung und pauschale Maximalforderungen im Blick hat, werden wir die Probleme von heute und morgen nicht lösen. Jetzt geht es um Existenzen. Ich appelliere an die Gewerkschaft, mit uns zusammen nach vorn zu schauen, um Arbeitsplätze und Standorte zu sichern.“ Aus Sicht der Metall- und Elektroarbeitgeber im Norden sei ein ausgesprochen differenzierter Tarifabschluss nötig, der vor allem die krisengeschüttelten Betriebe der Branche vor weiteren Kostenlasten bewahrt. „Falls sich die Situation in den kommenden Monaten so gravierend verschärft, dass in vielen Unternehmen die Produktion komplett heruntergefahren werden muss, brauchen wir einen Notausschalter.“

Ströbele forderte die IG Metall daher auf, mit den Arbeitgebern über atmende Regelungen zu sprechen: „Wir müssen einerseits Beschäftigung herunterfahren können, wenn Aufträge nicht abgearbeitet werden können. Und andererseits muss das Arbeitsvolumen wieder erhöht werden können, wenn die Teile eintreffen, damit die Produktion dann auf Volllast hochgefahren werden kann“, sagte die NORDMETALL-Tarif-Verhandlungsführerin.Die nächste Runde der Tarifverhandlungen 2022 soll am 4. Oktober in Hamburg stattfinden.