Die Unternehmen der Metall- und Elektro-Industrie (M+E-Industrie) stehen vor großen Herausforderungen und die Unsicherheiten über die weitere wirtschaftliche Entwicklung sind aktuell größer denn je: der Krieg in der Ukraine, drohende Energieknappheit, Lockdown in China, Rohstoffmangel, rasante Preisanstiege, fehlende Fachkräfte. Hinzu kommen die Investitionen in den Strukturwandel, die verdient werden müssen. Die Unternehmen sind es zwar gewohnt, auf neue Herausforderungen schnell zu reagieren. Aber noch nie haben sich die Risiken so konzentriert wie derzeit, nie war die Ungewissheit so groß. Und auch die wirtschaftliche Lage der rund 25.700 Betriebe in der M+E-Industrie mit ihren fast 3,9 Millionen Beschäftigten ist aktuell unterschiedlicher denn je.

Eine Rückkehr zum Vorkrisenniveau von 2018 ist derzeit ausgeschlossen. Der erhoffte Aufschwung fällt aus. In dieser besonderen Situation brauchen die Unternehmen Verlässlichkeit, Planbarkeit und das Signal, dass es sich lohnt, durchzuhalten. Die enormen Unsicherheiten dürfen nicht noch verstärkt werden.

Die M+E-Industrie ist im Grundsatz gut aufgestellt. Die Nachfrage nach M+E-Produkten ist da. Aber: Die Unternehmen können die Aufträge nicht abarbeiten, weil Material und Vorleistungen fehlen, weil Fachkräfte fehlen. Teilweise können die Aufträge gar nicht mehr kostendeckend abgearbeitet werden, weil Energie, Vorprodukte und Material teurer geworden sind, ohne dass die Kunden bereit sind, höhere Preise zu bezahlen.

Viele Unternehmen haben in der Corona-Krise und trotz der Lieferengpässe ihre finanziellen Reserven dafür verwendet, Beschäftigung zu halten, obwohl weniger produziert werden konnte. Das hat Substanz gekostet. Umso wichtiger ist, dass sie jetzt das Geld verdienen können, um die Investitionen für den Strukturwandel zu stemmen. Und dies möglichst am Standort Deutschland, der im harten internationalen Wettbewerb um Zukunftsinvestitionen steht. Kurzum: Wir müssen erstmal wieder Wachstum schaffen.

In dieser Lage kommt den Tarifparteien eine besondere Verantwortung zu. Mit den jüngsten Tarifabschlüssen haben die Unternehmen wieder mehr Vertrauen in das Tarifsystem gewinnen können. Gemeinsames Interesse von Arbeitgebern und Gewerkschaft muss sein, das nicht zu verlieren. Wir wollen den Flächentarif stärken. Dazu muss er von Beschäftigten und Unternehmen als Vorteil gesehen werden.

Wenn Unternehmen und Beschäftigte an einem Strang ziehen, können wir diese Herausforderungen gemeinsam meistern. Deshalb gilt auch in der M+E-Tarifrunde 2022: Zusammen nach vorn!